Aus welcher Perspektive ein Roman geschildert wird, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer erfolgreichen Story. Die Erzählsicht beeinflusst, wie nah Sie die Lesenden an Ihre Figuren und damit an die Geschichte heranholen, wie viele und welche Details sie über die Handlung erfahren und wie intensiv und emotional sie eingebunden werden.
Doch wie können Sie herausfinden, welche Perspektive zu Ihnen und Ihrem Projekt passt? In diesem Blogartikel gebe ich Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Erzählformen und Sie erhalten praktische Tipps, um Ihre Geschichte optimal erzählen zu können.
Die wichtigsten Erzählperspektiven
- Personaler Erzähler: Bei dieser Form verfolgen die Lesenden die Handlung einer Story aus Sicht einer oder mehrerer Figuren in der dritten Person. Die Gedankenwelt setzt den Fokus auf die gewählte Figur, was Nähe und Identifikation schafft, aber auch die Informationsmenge eingrenzt.
- Ich-Erzähler: Hier wird die Geschichte aus Sicht einer Figur in der ersten Person erzählt. Die Lesenden haben das Gefühl, die Handlung selbst zu erleben. Dies fördert Authentizität und emotionale Tiefe und passt sehr gut zu Storys, in denen die persönliche Entwicklung oder das Innenleben der Protagonisten im Mittelpunkt steht.
- Auktorialer (allwissender) Erzähler: Bei dieser Form kennt der Erzähler/die Erzählerin die Gedanken und Gefühle aller Figuren. Er/Sie kommentiert das Geschehen und kann zwischen Zeiten und Orten springen. Diese Perspektive eignet sich besonders für komplexe Geschichten, die mehrere Handlungsstränge beinhalten, da sie einen umfassenden Überblick ermöglicht.
- Du-Erzähler: Diese interessante Perspektive ist eher selten, spricht jedoch die Lesenden direkt an und versetzt sie somit selbst in die Rolle der handelnden Figur. Sie erzeugt eine intensive Nähe und lässt die Lesenden alles unmittelbar erleben. Der Du-Erzähler eignet sich vor allem für experimentelle oder interaktive Texte.
- Neutraler Erzähler: Bei dieser Form der Perspektive berichtet der Erzähler/die Erzählerin rein beobachtend, ohne Einblick in die Gedanken oder Gefühle der jeweiligen Figuren. Die neutrale Erzählweise ist ebenfalls eher selten in der Unterhaltungsliteratur und wird meist für sachliche, distanzierte Texte verwendet.
Tipps zur Auswahl der passenden Perspektive
- Plot: Was möchten Sie erzählen? Wollen Sie beispielsweise den Fokus auf die inneren Konflikte einer Figur legen? Dann bieten sich die Ich- oder die personale Perspektive an. Geht es dagegen um ein großes Panorama mit vielen Figuren und Schauplätzen, ist die auktoriale Erzählweise oft die beste Wahl.
- Genre: Liebesromane wirken häufig intensiver aus der Ich-Perspektive; in Thrillern wird gern die personale Erzählweise, in Fantasyromanen hingegen die auktoriale Perspektive gewählt. Doch vergessen Sie nicht: Regeln sind da, um gebrochen zu werden. Probieren Sie aus, was zu Ihrer Geschichte passt. Schreiben Sie eine Szene in verschiedenen Erzählperspektiven, um zu sehen, welche am besten wirkt bzw. funktioniert.
- Nähe/Distanz: Wie nah möchten Sie Ihre Lesenden an die Figuren heranholen? Die Ich-Perspektive schafft diese maximale Nähe, während der allwissende Erzähler deutlich mehr Distanz und Überblick bietet. Die besondere Form des Du-Erzählers erzeugt beispielsweise eine sehr starke Intensität, da er die Lesenden direkt anspricht und in die Geschichte hineinzieht.
- Experimentieren: Seien Sie mutig! Schreiben Sie eine Szene aus mehreren Perspektiven. So spüren Sie schnell, welche Erzählform Ihren Figuren und damit Ihrer Geschichte am meisten Leben einhaucht.
- Flexibilität: Manchmal kommt es vor, dass sich die passende Perspektive erst während des Schreibprozesses ergibt. Lassen Sie sich davon nicht entmutigen. Wechseln Sie die Erzählperspektive, wenn Sie merken, dass eine andere Form besser für die Figuren und die Handlung funktioniert.
Den eigenen Stil nicht vergessen
Der persönliche Schreibstil sollte bei der Wahl der Erzählperspektive unbedingt berücksichtigt werden. Nicht jede Perspektive passt zu jedem Stil. Haben Sie beispielsweise einen sehr sachlichen oder distanzierten Schreibstil, werden Sie sich mit der Ich-Perspektive, die starke, emotionale Innensichten verlangt, möglicherweise nicht wohlfühlen. Auf der anderen Seite kann z. B. ein persönlicher, gefühlsbetonter Schreibstil auch gut mit der personalen Perspektive harmonieren und so die Wirkung des Textes verstärken.
Kreativität durch Perspektivwechsel
Eine Szene aus verschiedenen Perspektiven zu schreiben, ist eine beliebte kreative Schreibübung, die Ihnen helfen kann, Ihre persönliche Wohlfühlperspektive zu finden. Probieren Sie es einfach einmal selbst aus. Sie werden sehen, wie sich Ihr Schreibstil dadurch weiterentwickelt.
Kreativ-Tipp: Wagen Sie ab und zu etwas Neues und fördern Sie Ihre Kreativität, indem Sie eine Szene z. B. aus Sicht einer Nebenfigur, des Antagonisten oder sogar einer KI schildern. Für eine Kreativübung können Sie einen Text auch aus Sicht eines Gegenstandes schreiben. Hier sind Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Fazit
Die passende Erzählperspektive ist sozusagen das Bindeglied zwischen einer Geschichte und den Lesenden – und damit ein zentrales Werkzeug für Ihren Erfolg als Autor*in. Testen Sie verschiedene Möglichkeiten aus, hören Sie auf Ihr Bauchgefühl und vertrauen Sie darauf, dass Ihre Story die Perspektive findet, die für sie passend ist. Sollten Sie bei der Wahl der Erzählperspektive noch unsicher sein, lassen Sie sich von einem professionellen Lektorat unterstützen.
Fühlen Sie sich noch unsicher bei der Umsetzung Ihres Romans oder haben Sie das Gefühl im Schreibprozess festzustecken? Oder haben Sie Ihr Manuskript bereits fertig gestellt und sind nun auf der Suche nach einem professionellen Lektorat?
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