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Zu viel des Guten? Der richtige Umgang mit Adjektiven


Das Besondere an Adjektiven ist, dass sie Geschichten für uns in allen Nuancen sichtbar machen. Sie beschreiben, wie jemand oder etwas ist – von „gelb“ über „leise“ bis hin zu „magisch“. Eigenschaftsworte geben unseren Texten Farbe und Leben.

 

Doch Vorsicht: Zu viele Adjektive können den Lesefluss stören oder die Lesenden überfordern. Vor allem im belletristischen Bereich sollten Schreibende ihren Gebrauch sorgfältig dosieren.

 

Lektorat Moosbuchner

Was sind Adjektive und was ist ihre Funktion?

 

Adjektive, auch Eigenschaftswörter oder Wiewörter genannt, sind Wörter, die Nomen begleiten und deren Eigenschaften oder Zustände näher beschreiben. Sie helfen uns, Personen, Orte oder Dinge präziser zu charakterisieren – etwa „der rote Ball“, „das glitzernde Wasser“ oder „die spannende Geschichte“.

Sie können attributiv (direkt vor dem Nomen), prädikativ (nach Verben wie „sein“) oder adverbial (ein Verb näher beschreibend) auftreten.

 

Beispiele:

 

„Der freundliche Mann“ (attributiv)

„Der Saft ist rot.“ (prädikativ)

„Sie sprach leise.“ (adverbial)


Warum zu viele Adjektive problematisch sind

 

Zu viele Eigenschaftswörter können einen Text „überfüllen“. Statt klar und lebendig zu sein, wirkt die Sprache bzw. die Textmelodie dann oft vollgestopft und schwammig. Müssen sich Lesende durch eine Flut an Adjektiven kämpfen, bevor sich der Sinn des Satzes erschließt, verlieren sie leicht den Fokus auf Handlung und Figuren. Zudem werden in diesem Fall häufig viele überflüssige (redundante) Eigenschaftswörter verwendet, die eine Beschreibung am Ende eher vage und oberflächlich wirken lassen.

 

Beispiele zu vieler Adjektive:

 

„Die schöne, große, freundliche Frau trug ein sehr interessantes, buntes, langes Kleid.“

Hier kämpfen zu viele Adjektive um Aufmerksamkeit. Der Satz wirkt überladen und die Lesenden können beim ersten Durchlesen kein klares Bild erfassen.

 

Besser wäre:

 

„Die lächelnde Frau trug ein leuchtend blaues Abendkleid.“

 

Oder:

 

„Die Frau lächelte herzlich. Sie trug ein leuchtend blaues Abendkleid.“

Das Bild wird klarer, die Beschreibung lebendiger.

 

Tipp für Autoren/Autorinnen: Setzen Sie Adjektive bewusst und gezielt ein, um besondere Merkmale hervorzuheben und einprägsame Bilder in den Köpfen der Lesenden zu erzeugen. Weniger ist hier oft mehr – klare, starke Adjektive bleiben besser im Gedächtnis.


Was sind vage Adjektive und warum sollten Sie diese vermeiden?

 

Vage Adjektive sind Eigenschaftswörter, die eher ungenau oder schwammig sind, zum Beispiel „nett“, „gut“, „schön“, „interessant“ oder „toll“. Sie sagen wenig Konkretes aus und können deshalb den Text verwässern. Es ist stets individuell, wie sie von Lesenden aufgenommen werden. Beispielsweise hat jeder Mensch ein anderes Schönheitsempfinden. Anstatt die Lesenden zu fesseln, hinterlassen vage Adjektive oft das Gefühl von Belanglosigkeit.

 

In Romanen erwarten Lesende jedoch intensive Eindrücke, starke Bilder und emotionale Nähe. Vage Adjektive erfüllen diese Aufgabe nicht. Sie schwächen die Wirkung der Sprache bzw. der Beschreibungen. Daher sollte jeder Satz möglichst konkret, lebendig und klar sein.

 

Beispiele für vage Adjektive:

 

„Der Film war richtig gut.“

Was genau heißt „gut“? Lesende können sich hier wenig darunter vorstellen.

 

Bleiben Sie konkret und lebendig:

 

„Der packende Thriller hat mich bis zum Ende in Atem gehalten.“

In dieser Variante wird ein klares Bild erzeugt, das direkt Emotionen weckt.

 

Ein weiteres Beispiel:

 

„Das Wetter ist schön.“

Was genau bedeutet „schön“? Als Leser/in weiß man nun, dass das Wetter auf jeden Fall positiv zu bewerten ist, aber ob die Sonne scheint oder es schneit, bleibt unklar, denn die Einschätzung des Wetters ist für jeden Menschen individuell.

 

Werden Sie also konkreter:

 

„Die Sonne scheint und es ist bereits morgens angenehm warm.“


Redundante Adjektive

 

Unter dieser Bezeichnung versteht man Adjektive, die überflüssig sind, da ihre Bedeutung schon im dazugehörigen Nomen enthalten ist oder sie eine Information doppelt übermitteln. Diese Adjektive machen Sätze unnötig lang und mindern den Informationswert.

 

Beispiele für redundante Adjektive:

 

„der weiße Schimmel (Pferd)“ (Ein Schimmel ist per Definition stets weiß.)

„die runde Kugel“ (Kugeln sind immer rund.)

„der alte Greis“ (Die Bezeichnung „Greis“ bedeutet bereits „alt“.)

 

Merke: Obwohl redundante Adjektive oft negativ gesehen werden, können sie in manchen Fällen stilistisch zur Betonung eingesetzt werden. Dies sollte jedoch bewusst und sparsam erfolgen.


Tipps, um Adjektive gezielt einzusetzen

  • Nutzen Sie Adjektive sparsam und bewusst.
  • Vermeiden Sie Adjektivhäufungen, die den Text überfüllen und aufblähen.
  • Verzichten Sie auf vage und redundante Adjektive.
  • Nutzen Sie konkrete, anschauliche Adjektive, die klare Bilder erzeugen und Atmosphäre schaffen.

Fazit

 

Adjektive sind wichtige stilistische Werkzeuge – doch die Dosis macht das Gift. Zu viele und vor allem die falschen Eigenschaftswörter können die Geschichte schwächen. Wählen Sie also lieber Wörter, die Atmosphäre, Figuren und Handlung klar transportieren.


 

 

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